Die Gemeinschaft Sant'Egidio hat in Tirana das erste „Apartamentet e Mbështetura” eingeweiht, eine betreute Wohngemeinschaft, die einen Wendepunkt in der Versorgung von Menschen mit psychischen Problemen markiert.
Die Wohnung beherbergt derzeit zwei Männer, die einen schmerzhaften Weg hinter sich haben, geprägt von Ausgrenzung und Krankheit, aber auch von Hoffnung. Nach Jahren der Institutionalisierung in der psychiatrischen Klinik von Elbasan haben sie in den „Roten Häusern” – den Familienhäusern, die Sant'Egidio in Tirana als Alternative zur psychiatrischen Einrichtung geschaffen hat – einen Rehabilitationsprozess begonnen, der ihnen heute den Übergang zu einem selbstständigen Leben ermöglicht.
Mit dieser neuen Einrichtung haben sie nun endlich ein echtes Zuhause gefunden. Die Unterzeichnung des Aufnahmevertrags war ein bewegender Moment für Menschen, die jahrzehntelang ohne Rechte und Dokumente gelebt hatten und jeglicher Würde beraubt waren.
Die Wohnung bietet Platz für bis zu drei Personen, die ihren Alltag selbstständig gestalten und gemeinsam die Reinigung, den Einkauf und die Zubereitung der Mahlzeiten organisieren. Das Ministerium für Gesundheit und Soziales leistet im Rahmen der Vereinbarung mit Sant'Egidio diskrete Unterstützung durch Rehabilitationstherapeuten, eine für Albanien innovative Berufsgruppe.
Ende Juli wird in Kavaje eine zweite Wohnung für vier Personen mit den gleichen Merkmalen eröffnet.
Diese Projekte sind viel mehr als nur eine einfache Wohnlösung: Sie bieten die Möglichkeit, nicht nur den eigenen Haushalt zu führen, sondern auch Arbeit zu suchen und menschliche Beziehungen aufzubauen, die auf Respekt, Würde und Vertrauen basieren.
Ein innovativer Ansatz in einem Land, in dem, wie leider immer häufiger weltweit, die Einweisung in eine psychiatrische Klinik nach wie vor die wichtigste Antwort auf psychische Probleme ist. Seit 2017 sind die Einweisungen in albanische psychiatrische Kliniken um 106% gestiegen, davon sind 1.122 Menschen betroffen.
Die betreuten Wohnungen sind Teil einer umfassenden Reform des albanischen Gesundheitswesens, zu der die Gemeinschaft mit ihrem Engagement für die Schließung von psychiatrischen Anstalten und die Schaffung von Alternativen zur Institutionalisierung beiträgt. Die „Roten Häuser” sind bereits ein von der WHO als bewährte Praxis anerkanntes Modell, sodass das albanische Gesundheitsministerium das Konzept auf drei weitere Wohngemeinschaften ausgeweitet hat. Es ist zu hoffen, dass auch diese neuen Wohnungen den gleichen Multiplikatoreffekt erzielen und zeigen, dass ein menschlicher und respektvoller Ansatz Leben verändern kann, die als verloren galten.