Der Papst, der „fast vom Ende der Welt“ kam, ist am Ostermontag, dem Tag, an dem die Auferstehung Jesu gefeiert wird, verstorben. Wie die vielen Überraschungen seines Pontifikats war auch sein Tod in gewisser Weise eine Überraschung. Er starb, nachdem er sich von den Gläubigen und der ganzen Welt verabschiedet hatte: Am Sonntag erteilte er von der zentralen Loggia des Petersdoms den Segen „Urbi et orbi“ und fuhr mit dem Papamobil eine lange Runde zwischen den Gläubigen. Er wirkte wie ein Papst, der sich nach den langen Tagen im Krankenhaus erholt hatte, doch stattdessen war es ein Abschied. Auch das hatte er verstanden.
Zwölf Jahre sind seit seiner Wahl vergangen, die einen Wendepunkt in einer Kirche bedeutete, die damals vom Trauma des Rücktritts Benedikts XVI. erschüttert war, der eher aus Verantwortungsbewusstsein als aus gesundheitlichen Gründen erfolgte. 1978 hatte die Wahl eines „ausländischen“ Papstes aus der kommunistischen Welt, aber Europäer, einen Wendepunkt markiert. Europäer wie sein Nachfolger Joseph Ratzinger. Mit Bergoglio gibt es einen Sprung im Papsttum: geografisch und nicht nur das. Angefangen bei der Wahl des Namens Franziskus, dem ersten Papst, der sich so nannte, getrieben von dem Wunsch nach einer armen Kirche und einer Kirche der Armen.
Als Kardinal war er der Protagonist des Dokuments von Aparecida, der Bischofskonferenz des lateinamerikanischen Kontinents, die neue Leitlinien für das Leben der Kirche auf diesem Kontinent vorgab.
Franziskus hat sich in diesen Jahren mit schlichter Einfachheit als Priester und Bischof präsentiert. Was die Gläubigen am meisten beeindruckt hat, war die Evangelikalisierung seiner Reden: Wer ihm zuhörte, nahm ein lebendiges Evangelium wahr, mehr als eine Theologie, eine Ideologie oder eine Weltanschauung. Das hat Sympathien und Abneigungen hervorgerufen.
Konstant war sein Eintreten für die Armen: die Kirche der Armen des Zweiten Vatikanischen Konzils, gelebt im Kontakt mit den Verwundeten des Lebens, aber auch mit einer Verbindung zwischen einer (evangelischen) Mystik der Armen und Engagement. Migranten und Flüchtlinge waren eines der häufigsten Themen: angefangen bei seiner ersten Reise außerhalb des Vatikans auf die Insel Lampedusa mit einer starken Botschaft über die Notwendigkeit der Aufnahme. Ein Thema, das den national-katholischen Kreisen ein Dorn im Auge ist.
Bergoglio hat sich in seiner sozialen Haltung in eine „dritte Position“ begeben, die ihn weit von marxistischen Einflüssen und Kritik am globalen Kapitalismus entfernt hat. Was die Regierung des ersten globalen Papstes in einer zerrütteten Welt betrifft, so haben Kurienreformen, Zusammenlegungen und Anpassungen nur teilweise eine neue Architektur der Institutionen geschaffen. Und dies ist ein Punkt, der offen bleibt, denn so wie die globale Gesellschaft einen unsicheren Übergang durchlebt, so ist es auch mit der Kirche: Die Institutionen von morgen sind noch nicht absehbar.
Franziskus hat die persönliche und kirchliche Beschäftigung mit dem Evangelium in den Mittelpunkt gestellt. Und indem er einfach diesen Weg gegangen ist, war er in diesen Jahren der maßgeblichste globale Führer. Vor allem zum Thema Frieden hat sich seine Botschaft als anspruchsvoll und beharrlich erwiesen. Die Verurteilung des Krieges und seiner tragischen Folgen sowie die Aufforderung zum Dialog standen im Mittelpunkt, insbesondere seit dem russischen Angriff auf die Ukraine, über den Konflikt zwischen Gaza und Israel und die vergessenen Kriege wie im Jemen, im Sudan, im Südsudan, in Kivu und in der Zentralafrikanischen Republik, in deren Hauptstadt Bangui er 2015 die Heilige Pforte des Jubiläums der Barmherzigkeit öffnet hat.
Er hat sich der Stimme der Kriegsopfer, der Letzten, der „Ausgestoßenen“, die in unseren Gesellschaften kein Gehör finden, zu eigen gemacht. Er wollte, dass der Weg der Kirche „nach außen“ führt und niemals in den Kirchen verschlossen bleibt. Eine Kirche im Dialog mit allen: mit religiösen und kulturellen Welten und auch mit dem weiten Universum der Gläubigen „auf ihre eigene Weise“.
Ein großer Papst geht und hinterlässt eine Führungslücke in einer verwirrenden und unsicheren Zeit, in einer Ära endloser Kriege, in der die Stimme der Kirche ein Anker der Menschlichkeit bleibt.
[Marco Impagliazzo]
(Übersetzung der Redaktion)